In Jemen reißt der Widerstand gegen den Präsidenten nicht ab
Am Mittwoch kam es sowohl in Sanaa als auch in Aden und Taiz zum Einsatz von Gewalt. In der Hauptstadt gab es Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern des Präsidenten. Die Bloggerin Atiaf Alwazir aus Sanaa gegenüber ND am Telefon: »Saleh-Aktivisten werfen Steine auf die Gegner der Regierung, die daraufhin manchmal zurückwerfen. Ich hoffe, diese Straßenschlachten werden nicht schlimmer.« Außerdem werde seit der Nacht zu Montag im westlichen Teil des Zentrums der Platz vor dem Haupttor der Sanaa-Universität besetzt. »Es werden jeden Tag mehr Leute, die zur Universität kommen und in Zelten übernachten. Zurzeit sind es etwa 2000 Demonstranten. Die Leute nennen den Platz vor der Universität inzwischen ›Platz des Wandels‹.«
Atiaf Alwazir, die täglich an dem Camp vor der Universität für neue Beiträge in ihrem Blog recherchiert, beobachtet seit Montagmittag die Präsenz von Stammesmitgliedern, die von außerhalb kommen. Zwar sind die Stammesleute nicht bewaffnet, dies ist innerhalb der Hauptstadt verboten, aber ihre Gegenwart sollte eigentlich die Sicherheitsorgane vor Gewaltanwendung abschrecken. Denn werden Stammesmitglieder angegriffen, muss die Zentralregierung Vergeltungsmaßnahmen befürchten. Dennoch attackierten Sicherheitskräfte Dienstagnacht um 23.30 Uhr die friedlichen Demonstranten im Camp, berichtete gegenüber ND Khaled al-Anesi, ein Mitglied des »Jugendbewegung für den Wandel« in Sanaa. »Ich war bei dem Überfall dabei. Die Polizei schoss auf die unbewaffneten Studenten. Zwei Menschen starben, 26 wurden verletzt, einige von ihnen schwer.«
Noch unheilvoller ist die Lage in Aden. Von dort berichtete Anssaf Maju, Parlamentsabgeordneter der islamischen Oppositionspartei Al-Islah, am Telefon: »Es gab bisher elf Tote in Aden. Überall in der Stadt sind Polizisten und Sicherheitskräfte in Zivil auszumachen.« Der Oppositionsführer Maju fordert Saleh auf, den Protest zu respektieren und einen friedlichen Regimewechsel einzuleiten.
Die Partei Al-Islah, die sich seit mehreren Tagen offen an den Protesten auf der Straße beteiligt, fordert dort auf Transparenten und in Sprechchören »Demokratie und politische Freiheiten«, »Zukunft für die Jugend«, »Gleichheit«, »Bekämpfung der Korruption« und »Die Einhaltung von Menschenrechten«, berichtet Maju, dem zufolge auch am Mittwoch 3000 Demonstranten friedlich auf der Straße protestierten.
Auch in Taiz starb bisher mindestens ein Demonstrant bei den Protestaktionen gegen den seit 32 Jahren regierenden Präsidenten Saleh. Ghamdan, ein Student aus Taiz von der Jemenitischen Jugend für den Wandel sagte ND am Telefon, dass die Demonstranten den Platz vor dem Safar-Busbahnhof in Freiheitsplatz umbenannt haben. In Taiz, wo die jüngste Protestwelle ihren Ausgang nahm, demonstrierten am Mittwoch den 14. Tag in Folge Studenten, unabhängige Oppositionelle und Anhänger von Oppositionsparteien.
ND-Karte: Wolfgang Wegener
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